2016 Winterzauber Lappland
Da wir schon immer mal Polarlicht sehen und fotografieren wollten, suchte Gabi im Internet die Tour Winterzauber Lappland mit dem Reiseveranstalter Arktis Tour heraus.
Eine deutschsprachige geführte Tour durch Finnland, Schweden und Norwegen in kleiner Gruppe. Da es Ende Februar dort sehr kalt sein sollte, deckten wir uns mit warmer Kleidung sowie Spikes, die man unter die Schuhe schnallen konnte ein. Die Dame vom Anbieter war sehr hilfsbereit für uns Flüge von Hannover nach Kittilä statt von München zu finden. Da diese Flüge nur an bestimmten Tagen stattfinden, reisten wir einen Tag eher an und 2 Tage später ab.
Somit hatten wir 10 Urlaubstage, wovon die eigentliche Tour 7 Tage lang war.
Auf der Karte sind nur die Abschnitte der angebotenen Tour zu sehen.
Man erwartet zwar tägliche Polarlichtbeobachtung, aber wir hatten nur am Ende des 7. Tourtages (also in Sirkka, dem Anfangs- und Endpunkt unserer Tour) das Glück das Nordlicht zu sehen. Es gibt Seiten im Internet auf denen man die Chancen für Polarlicht für das jeweilige Gebiet in dem man sich gerade am Abend befindet abfragen kann.
Ich hatte mir noch ein Stativ für meine Canon Mark III gekauft, denn es bedarf schon einer Langzeitbelichtung zum fotografieren von Polarlichtern. Besonders war für mich auch, das ich mit den Augen nur vermuten konnte das da am Himmel etwas zu sehen ist, erst die Kamera zeigte auf dem Foto das Polarlicht. Unser Guide gab uns Tipps wo man einmal hinfotografieren sollte und welche Einstellungen an der Kamera das beste Ergebnis liefern könnten. Viel Zeit zum Experimentierung hat man nicht, denn manchmal ist nach 10 Minuten der ganze Spuk vorbei und man kann gefrustet ins Bett gehen, wenn man in dieser Zeit nicht die richtige Einstellung gefunden hat.
Wir fuhren also mit dem Auto nach Hannover und haben dort unser Auto im Parkhaus stehen gelassen. Nach nicht einmal 3 Stunden waren wir in Kittilä/Nordfinnland angekommen.
Gabi hatte Anfang Februar eine größere Operation, deren Nachwirkungen noch vorhanden waren, aber die Ärzte hatten uns grünes Licht gegeben und Ablenkung tut immer gut.
Es ist ein sehr kleiner familärer Flughafen in Kittilä.
Der Transfer mit dem Bus zum Hotel erfolgte mit einem Linienbus, der vor dem Flughafen stand. Dort bezogen wir unser Zimmer im Hotel Break Sokos Levi. Levi ist auch der Name des Skigebiets, welches direkt an den Ort anschließt. Es ist alles zu Fuß erreichbar und die Pisten sind sogar beleuchtet, so dass man auch bei Sonnenuntergang noch Skifahren kann.
Uns erwartete während der gesamten Reise ein weiße Wunderwelt. Es lag meterhoch Schnee und dieser Schnee war auch noch dazu sauber und teilweise unberührt. So etwas habe ich weder in Hamburg noch in den Alpen erlebt. Die Temperatur schwankte zwischen -5 und -20 Grad.
1. Tourtag
Am nächsten Tag sollten wir unseren Guide und die anderen Tourmitglieder treffen. Aber bevor es soweit war hatten wir noch Zeit und sind in der Winterlandschaft spazieren gegangen.
Das Treffen fand im Hotel statt. Wir waren überrascht, denn es gab nur noch eine weitere Frau neben dem Guide, die mit uns diese Tour machen sollten. Der Transport von uns und dem Gepäck während der Tour fand in einem PKW statt. Das war schon grenzwertig, denn bei der Kälte ist man auch im Auto meist wärmer angezogen um bei einem Fotostopp schnell aus dem Auto springen zu können. Wie zu erwarten gab es Diskussionen, wer vorne sitzen durfte bzw. musste.
Als erstes sind wir mit dem Guide auf einen Berg zu einer Mittelstation gefahren, dort war so gut wie niemand außer uns. Die Sicht zum Skifahren war dort oben auch nicht gegeben an diesem Tag.
Von dort ging es zum Schneeschloss Lainio. Das Schneehotel wird jedes Jahr neu aufgebaut und die Zimmer haben meist ein bestimmtes Thema. Wir haben dort keine Übernachtung gehabt, aber es könnte eine interessante Erfahrung sein. An dem Tag fand auch eine Hochzeitszeremonie in der Eis-Kapelle statt.
Die Übernachtung fand in einem Hotel in Äkäslompolo statt, da der Himmel zu bedeckt war und wir keine Polarlichter fotografieren konnten haben wir ein paar Übungen mit der Kamera bei Dunkelheit durchgeführt.
2. Tourtag
Nach dem Frühstück im Hotel zwängten wir uns und das Gepäck wieder in den PKW.
Unser Weg führt uns heute über die Grenze nach Schweden. In Karesuando besuchten wir die nördlichste Holzkirche Schwedens.
Anschließend hielten wir an einem typischen Wildnis-Supermarkt, dort gibt es alles und nichts. Aus dem Nachlass meines Vaters hatte ich zwei Kilo schwedische Münzen, wovon einige noch gültig waren, mitgeschleppt, die wir in dem Supermarkt für Getränke und Süssigkeiten verpulverten.
Auf dem Weg durch die Wildnis liefen öfters Rentiere über die Straße. Wir hielten zwischendurch immer mal wieder für einen Fotostopp oder unser Guide erzählte und las uns Geschichten über Lappland vor. Die Autos, die einem entgegen kommen, kann man zumeist an zwei Händen abzählen. Manchmal ist auch ein Schneeräumfahrzeug dabei.
Die nächste Hotelübernachtung war in Hetta an einem See. Vor dem Abendesssen sind wir zu zweit noch auf dem zugefrorenen See spazieren gegangen. Am Ufer sahen wir einen Hof mit eingepferchten Rentieren, als wir dicht am Ufer waren sackte ich bis zu den Knien ins Wasser ein, anscheinend war der See an dieser Stelle nicht richtig zugefroren. Mit nassen Füssen machten wir uns wieder auf den Weg ins Hotel. Abends gab es wieder kein Polarlicht sondern nur Trockenübungen im Dunkeln, was aber auch tolle Fotos brachte.
3. Tourtag
Heute geht es zu einer Rentier-Farm, wo wir uns von einem Rentier in einem Schlitten durch die Winterlandschaft ziehen lassen.
Die Besitzerin erzählt uns einiges über die Aufzucht der Rentiere und in einer Hütte sehen wir wie die Sami (früher Lappen genannt) gelebt haben.
Nicht weit entfernt von der Rentierstation gibt es Hetta Huskies, dort züchtet man Huskys (ca. 200) und bietet Safaris an. Ich hatte die Chance selbst einmal einen Schlitten zu lenken, während Gabi vorn im Schlitten saß. Gezogen wurde der Schlitten von 8 Hunden, da wir mit zwei Schlitten unterwegs waren auf unserer kleinen Tour (vielleicht eine halbe Stunde) mußten einige Schlittenhunde zwischen den Schlitten getauscht werden, da die Geschwindigkeit der Schlitten ansonsten zu unterschiedlich war.
Die Schlittenhundfahrt hat uns sehr viel Spass gemacht, wir durften die Tiere vom Schlitten losmachen und zu ihren Hütten bringen. Die ersten 200 Meter geht die Post ab bei der Fahrt, dann pendelt sich das Tempo etwas niedriger ein. Mir schien es so, dass die Hunde Spaß daran hatten und uns gerne durch die Landschaft gezogen haben. Übrigens die Einweiserin für das Schlittenfahren war ein junges Mädchen aus Lüneburg bei Hamburg, die seit ein paar Jahren hier die Wintermonate zum Arbeiten verbringt.
Weiter geht es per Auto über die Landesgrenze nach Norwegen, wo wir die Silberschmiede in Kautokeino besuchen. Die Silberschmiede ist fast ein kleines Kunstmuseum, wo speziell die Frauen sich gut beim Shoppen austoben können. Gabi hat natürlich auch zugeschlagen und einen Ring gekauft.
Aus den Fenstern der Silberschmiede kann man direkt in einen Schafs- und Hühnerstall sehen.
Übernachtet haben wir im Hotel Kautokeino, auch hier gab es ein paar Eiszimmer, wir haben aber nur einen Absacker an der Eisbar genommen. Polarlichter gab diese Nacht natürlich wieder nicht.
4. Tourtag
Heute geht es weiter nach Norden, wir verlassen Kautokeino und fahren an vereisten Felswänden vorbei und machen Stopp in Alto. Dort sehen wir uns kurz auf eigene Initiative die Stadt ohne Guide an. Nicht besonders spannend die Stadt, wir sind froh als es weiter geht.
Anschließend geht es über einen weiteren Gebirgspass weiter nach Hammerfest, das wir schon von weitem auftauchen sehen. Ein sehr schöner Anblick.
In Hammerfest gibt es beheizte Bürgersteige. Auf einer Aussichtsplattform machen wir Bekanntschaft mit einem Eisbären (keine echter, der entweder die Stadt bewacht oder auf der Suche nach Nahrung ist). Er soll bis zu 1.000 kg wiegen und 2,5 Meter hoch sein, steht auf einem Schild.
Da es wieder keine Polarlichter gibt an diesem Abend, schauen wir uns den Struwe-Meridian an. Der Struve Meridianbogen wurde als erstes technisch-wissenschaftliches Objekt in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Der Meridianbogen wurde mit Hilfe von Winkelmessungen von einer Kette von Dreiecken (Triangulation) ermittelt, die sich von Hammerfest im Norden bis zum Schwarzen Meer im Süden erstreckt. Vier dieser Messpunkte liegen in der Finnmark. Die Meridiansäule markiert den nördlichsten Messpunkt auf Fuglenes in Hammerfest. Da wir morgen mit dem Schiff zum Nordkap wollen, erhalten wir vom Guide Instruktionen, wie wir morgen auf das Hurtigruten-Schiff kommen, wo der Bus zum Nordkap steht und wie wir den Guide dann später wieder treffen.
5. Tourtag
Heute müssen wir früh aufstehen, um auf das Schiff zu kommen. Es ist das älteste Hurtigruten-Schiff, die MS Lofoten.
Das Schiff ist nicht sonderlich voll, wir suchen uns einen ruhigen Platz aus und ich mache mich auf den Weg das Schiff zu erkunden. Bald legt das Schiff ab und wir fahren in den Sonnenaufgang. Auf halber Strecke kommt uns ein Schwesterschiff entgegen.
Bald ist unser Ziel das Fischerdorf Honningsvag und seine bunten Häuschen zu sehen, dort legen wir an und steigen in den Bus zum Nordkap. Im Hafen liegt ein größeres Kreuzfahrtschiff, die auch alle mit Bussen zum Nordkap fahren wollen. Es gibt eine Kolonne von Bussen angeführt von einer Schneefräse geht es den Berg hinauf.
Oben angekommen ist es wie zu erwarten nicht gerade einsam und wenn man mal ein Erinnerungsfoto von sich haben möchte, muss man schon sehr um diesen Platz kämpfen. Es ist windig, aber der Ausblick entschädigt für vieles.
Es gibt eine feste Zeit, zu dem die Buskolonne wieder runter fährt und wir müssen ja auch noch den Linienbus unten im Dorf erreichen, der uns zu unserem Guide in Olderfjord zurückbringt. Wir haben noch etwas Zeit bis der Linienbus startet und sehen uns den Ort an. Das Kreuzfahrtschiff verlässt inzwischen auch bereits den Hafen. Unser Hurtigruten-Schiff fährt ebenfalls ab, diesmal ohne uns.
Mit dem Linienbus klappt alles wir fahren durch einen Tunnel nach Olderfjord und finden dort unseren Guide. Wir steigen in das Auto ein und weiter geht es zu unserem Übernachtsziel entlang des Porsanger Fjordes im Hotel Lakselv. Die Polarlichtbeobachtung muss heute leider wegen schlechten Wetterbedingungen ausfallen.
6. Tourtag
Von Porsanger Fjord geht es am nächsten Tag weiter durch bewaldetes Gebiet und wechselt dann auf den Hochfelds in baumlose Tundra, wir erhalten einen herrlichen Blick auf die weiße Winterlandschaft.
Wir besuchen die Sami-Siedlung Karasjok, wo sich der Sitz des Sami-Parlaments befindet. Wir erfahren dort einiges über die Samen, ihr Leben und deren Selbstverwaltung.
Danach geht es durch das Tal der Elche und wir haben Glück und sehen vom Auto aus ein paar von den scheuen Tieren im Wald.
Wir fahren durch menschenleere Landschaft und überqueren bei Karigasniemi die Landesgrenze zu Finnland und machen uns auf den Weg zum Dorf Inari welches am gleichlautenden See liegt. Dort haben wir eine Übernachtung auf dem zugefrorenen See in einer Kabine mit Glasdach gebucht. Mit einem Snowmobil wird die Hütte auf Kufen auf den See gezogen, dort stehen in zweihundert Meter Abstand bereits weitere Kabinen. Das Glasdach ist dazu da vom Bett aus Polarlichter sehen zu können, aber leider gibt es dieses Nacht ausnahmsweise mal nichts zu sehen.
7. Tourtag
Ich habe kaum geschlafen, in der Kabine waren plus 17 Grad und draußen minus 17 Grad. Zum anderen ist die Toilette ein Krampf, wenn man groß und nicht mehr der Jüngste ist, ist es schwer sich dort in Position zu begeben. Gegen 7 Uhr werden wir vom Snowmobil wieder abgeholt und an das Ufer gezogen. Eine interessante Erfahrung und vielleicht entschädigt es einen wenn Polarlicht zu sehen gewesen wäre.
Als erstes geht es ins Hotel zum Duschen, dort sind der Guide und die Mitreisende bereits beim Frühstück. Wir fahren zum Sami-Museum in Inari, müssen aber feststellen, dass es geschlossen ist und schauen uns das Museum von außen an. Auf dem Parkplatz sehen wir PKWs deren Batterie an Strom angeschlossen ist, damit der Wagen später wieder anspringt.
Also geht es weiter nach Pokka, das ist der kälteste Ort Europas. Dort kauften wir ein Rentierfell für zu Hause, es sieht toll aus, verliert aber seitdem es zu Hause liegt ständig Haare.
Als Entschädigung für das geschlossene Sami-Museum machen wir einen Abstecher zur Luvattumaa Levi Ice Gallery. Wieder ein Eis-Hotel mit Restaurant und SPA-Bereich inkl. Ausstellung, ähnlich wie am Beginn der Route.
Von dort ist es nicht mehr weit bis Sirkka, wo wir zum Ende der Tour kommen. Wir beziehen unser Hotel und verabreden uns zum letzten Mal, um endlich einmal Polarlichter sehen zu können.
Und tatsächlich wir fahren gegen 22 Uhr mit dem Guide auf den Berg Levi, er bietet mit seiner Lage einen guten Polarlichtbeobachtungsort.
Gabi war schon zu müde und wollte nicht mehr in die Kälte raus. Ich hatte eine Thermoskanne mit heißem Tee mit und spezielle Handschuhe, bei denen man die Fingerkuppen zum Fotografieren zur Seite kippen konnte. Trotzdem war es kaum zu ertragen obwohl es nur ca. minus ?? Grad waren.
Wir wurden entschädigt, es gab Polarlichter zu sehen, die mit meiner Kamera auch gut aufgefangen wurden. Die Mitreisende hatte leider nur eine Kompaktkamera, damit war nichts zu machen. Ich sollte ihr meine Bilder per Mail schicken, aber anscheinend hat sie mir eine falsche Mailadresse gegeben, die Bilder sind jedenfalls nicht angekommen. Falls sie das hier liest bitte melden!
Auch der Mond war an diesem Abend schön zu sehen bei der sternenklaren Nacht.
Es erinnert fast an einen Sciencefiction-Film, wenn man sich die Bilder mit dem Mond im Tal ansieht.
Stolz wie Bolle, glücklich und total durchgefroren ging es wieder ins Hotel um Gabi meine Fotos zu zeigen.
Die folgenden zwei Tage hatten wir noch drangehängt, die Dame vom Veranstalter hatte uns wieder das Hotel vom Anfang gebucht, es war ein sehr schönes Hotel und zu empfehlen.Tagsüber sind wir dann Skifahren gegangen und am Abend mit dem Snowmobil unterwegs gewesen. Das Wetter war traumhaft, die Pisten nicht zu voll und der Schnee optimal. Abfahrtslauf ist für uns nicht neues, aber der Schnee ist schon um einiges besser als in Österreich.
Neu war die Erfahrung mit einem Snowmobil zu fahren. Wir bekamen dicke Anzüge, die noch über unsere Winterklamotten angezogen wurden und extrem gefütterte Fäustlinge (ich hatte während der Fahrt trotzdem kalte Finger).
Es war bereits dunkel und wir fuhren unserer „Lehrerin“ auf dem Snowmobil aus der Stadt in den Wald hinterher. Gabi saß als Sozia hinten bei mir drauf. Es war nicht einfach, denn die Spurrillen, die andere Snowmobile bereits gefräst hatten führten dazu, dass ich ziemlich hin- und her schwankte und Angst haben musste in Kurven umzukippen.
Motorradfahren ist da einiges einfacher, man kennt die Strecke nicht, beherrscht das Gerät nicht und muss auf querende Autos aufpassen und es ist dunkel. Im Wald fuhren wir zu einer Hütte und machten eine Pause, wo wahrscheinlich Fahrer und Sozia normalerweise tauschen. Wir haben es aber in der alten Kostellation bis zurück zur Snowmobilverleihstation durchgezogen.
Nach zwei Tagen war auch diese Zeit vorbei und wir fuhren wieder zum Flughafen und flogen nach Hannover, wo unser Auto noch da war. Wir schwärmen noch heute von der Reise, der Natur und unseren Erlebnissen.